Nachruf: Manfred Putzka ist seinen Weg weitergegangen
In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von Manfred Putzka (1940–2025), einer Säule des Budo in der Region Bonn-Rhein-Sieg-Kreis und darüber hinaus.
Manfred Putzka wurde in Bonn geboren und hat das Aikido in Deutschland, insbesondere im Rhein-Sieg-Kreis und in Bonn, maßgeblich geprägt. Seine unermüdliche Leidenschaft und Hingabe zu den Kampfkünsten, sein Engagement für Menschen mit Behinderung sowie sein unschätzbarer Beitrag zur Jugendarbeit haben unzählige Leben bereichert und ihm einen festen Platz in der Geschichte des Budo in unserer Region gesichert.

Manfred Putzkas beeindruckende Budo-Laufbahn begann 1961 mit seinem ersten Judo-Training im 1. Godesberger Judo-Club e.V. Schon früh übernahm er dort Verantwortung und wurde 1963 zum 1. Vorsitzenden des Clubs gewählt.
Ein entscheidender Moment in seinem Leben war die erste bewusste Begegnung mit Aikido im Jahr 1964, als er im Rahmen einer Demonstration japanischer Studenten in Bonn seinen „ersten Aikido-Griff“ probierte. Diese Erfahrung legte den Grundstein für eine lebenslange Verbindung zum Aikido, dem „Weg, Energien (sinnvoll) zu vereinen“. Schnell war er diesem in Deutschland neuen Weg einer sanften Selbstverteidigung, der ab 1942 in Japan unter diesem Namen von Morihei Ueshiba beschritten wurde, verfallen.
Bereits im Herbst 1965 vertiefte er seine Aikido-Übungen mit Hendrik und Gunter Wessels. 1966 gründete er die Aikido-Abteilung im 1. Bonner Judo-Club e.V. und wurde Mitglied im neu gegründeten Aikikai Deutschland e.V., wo er die Aikido-Passnummer 15 erhielt. Im selben Jahr hatte er seinen ersten Lehrgang in Bonn mit Meister Katsuaki Asai, einer prägenden Figur insbesondere in den frühen Jahren des Aikido in Deutschland.
Nach seiner Heirat 1975 mit Ulrike Schleuter, die er beim Training kennengelernt hatte, verlagerte er seinen Schwerpunkt privat und sportlich von Bonn in den Rhein-Sieg-Kreis. So gründete er 1978 eine Budo-Abteilung im TV08 Lohmar, in welcher Jugendliche und Erwachsene Aikido trainieren konnten. 1982 wurde er Bundesjugendreferent für Aikido und gründete innerhalb der Budo-Abteilung des TV08 Lohmar eine Judo-Gruppe für geistig Behinderte, die über 15 Jahre Bestand hatte.
Ab 1988 wechselte die Aikido-Abteilung in den Aikido-Verband Nordrhein-Westfalen (AVNRW) und damit den Deutschen Aikido-Bund. Letztendlich führte sein Engagement dann auch zur Gründung des Aikido-Club Siegburg e.V.
Daneben engagierte er sich in zahlreichen Aikido- und Budo-Verbänden, um seine Vision von Aikido als friedfertiger Kampfkunst, wie er es ursprünglich erfahren hatte, weiterzutragen. Trotz gelegentlicher Unstimmigkeiten mit Verbandsvorständen blieb Manfred Putzka seiner Vision des Aikido treu und ließ sich nicht von „solchen Dingen“ darin beirren, insbesondere Kindern und Jugendlichen das Aikido nahezubringen. So initiierte er im Laufe der Jahre verschiedene Arbeitsgemeinschaften mit und in Schulen, insbesondere in Siegburg.
Als ihm im Mai 2019 sein Sohn Dr. Jens Putzka als Vorsitzender nachfolgte, blieb er dem Verein bis zu seinem Tod als Mitglied im Vorstand treu, auch wenn er in den letzten Monaten aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr so aktiv sein konnte, wie er es gerne gehabt hätte.
Im Laufe der Jahre war er neben seiner beruflichen Tätigkeit, zunächst als Kaufmann, dann als Erzieher im Waisenheim, Lehrer an einer Förderschule und zuletzt Lehrer an den beiden Siegburger Hauptschulen, in diversen Ehrenämtern regional wie auch auf Landes- und Bundesebene im Aikido, Judo und Tai-Chi aktiv. Sein Engagement war aber nicht auf den Sport beschränkt, denn man traf ihn ebenso bei der Deutsch-Japanischen Gesellschaft oder in der katholischen Kirche. Wie im Aikido sah er an vielen Stellen keinen Widerspruch darin, vermeintlich gegensätzliche Dinge zusammenzubringen und sich trotz oder vielleicht auch wegen sich reibender Positionen zu engagieren. Aber das sind andere Geschichten.
Manfred Putzka hinterlässt eine tiefe Lücke nicht nur in der Aikido-Gemeinschaft. Sein Vermächtnis lebt in den vielen Schülern weiter, die er ausgebildet und inspiriert hat, und in den Strukturen, die er mit aufgebaut hat. Wir werden ihn als engagierten Lehrer, visionären Gründer und wahren Budo-Meister in Erinnerung behalten.
„Der Himmel ist genau da, wo du gerade stehst, und genau dort ist der Platz, um zu trainieren.“
(aus „Die Kunst des Friedens“ von Morihei Ueshiba)
(Auszug aus der Pressemitteilung des AC Siegburg e.V.)