Deutscher Aikido-Bund

DEUTSCHER AIKIDO-BUND e.V.

einziger vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) anerkannte Fachverband für Aikido

Deutscher Aikido-Bund
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Fehler – das Nonplusultra für die eigene Entwicklung!
 

Lieber Leo,

deinen Ausführungen zu deinem letzten Artikel „Aus Fehlern lernen wir – stimmt das denn?“ muss ich etwas widersprechen: Ohne Fehlerkorrektur durch Lehrende können Studierende in keiner Weise Fortschritte machen.

Es macht aber einen entscheidenden Unterschied, wie ich diese Korrektur anbringe, wie das beim Schüler ankommt und vor allem, wie er sich dabei fühlt! Wichtig ist aber auch, dass die Fehler­korrektur in der Gruppe bereits implementiert ist. In der Tat ist Aikido kein einfacher Weg und meine Ausbildung wird in absehbarer Zeit ebenfalls nicht abgeschlossen sein. Das mag für einige Prakti­zie­rende und vor allem Anfänger manchmal frustrierend sein – aber ich freue mich jedes Mal, wenn ich die Matte betreten und mich durch das Begehen von Fehlern verbessern kann!

Ich hatte noch nie Angst, Schüler aufgrund von Fehlerkorrekturen zu verlieren. Wer eine neue Kunst lernt, muss üben. Dazu gehört auch die Einsicht, dass man am Anfang nur Fehler macht. Das fängt ja bei der Etikette mit dem Betreten des Dojo an, geht über die richtigen Umgangsformen (Betreten der Matte, Zazen, Meditation, Rei …) und zeigt sich erst zuletzt bei den körperlichen Bewegungen. Hier nehme ich Anfänger ganz bewusst an die Hand und erkläre, dass wir uns alle (mich eingeschlossen) am Anfang komisch bewegt haben. Wenn den Anfängern diese Angst erst einmal genommen werden konnte, haben wir schon den ersten Schritt in Richtung einer entspannten Trainingsatmosphäre genommen.

Und jetzt erst fängt der eigentliche Weg des Aikidoka an. Und ja – hier gibt es Hindernisse, die überwunden werden müssen, und einige Täler, in denen man sich wiederfinden kann. Hier sind die Schüler gefordert, den nötigen „Biss“ zu zeigen und nicht bei der ersten Schwierigkeit die Flinte ins Korn zu werfen. Aber dein Gefühl ist richtig: durchbeißen, sich etwas erkämpfen – dazu scheinen die nachfolgenden Generationen nicht mehr richtig in der Lage zu sein. Aber meiner Meinung nach wird es nicht besser, wenn wir die Anforderungen immer weiter herunterschrauben à la: „Hey, du hast deinen Anzug richtig angezogen – hier ist dein gelber Gürtel!“

Nein. Anfänger brauchen den besten Lehrer, den sie bekommen können. Dieser Lehrer besticht im Anfängertraining nicht dadurch, dass er 1000 akrobatische Übungen in 20 Minuten vorführt. Nein. Die richtigen Lehrer zeigen nach umfangreichen Sabaki- und Ukemi-Übungen standardisierte Grund­techniken, die dann immer wieder wiederholt werden. Und in meinem 90 Minuten dauernden Unterricht bekomme ich hier meistens „nur“ zwei Techniken im Anfängertraining unter.

Du siehst: Deinen ersten provokanten Punkt berücksichtige ich bereits seit Jahren. Und auch dein letzter Punkt wurde mir bereits 2001 in der Trainerausbildung des DAB beigebracht – nach erfor­der­lichen Korrekturen: Bestätige die Teilnehmenden mit einem Lächeln und zustimmenden Nicken!

Bei den weiteren Anmerkungen muss ich aber vehement widersprechen!

Was die Trainerauswahl und die Zugangsbeschränkung von Lehrgängen betrifft, sind die Wochen­end­lehrgänge doch die Bonbons und Highlights beim Voranschreiten auf dem Weg. Dort werden auch mal Ausführungsformen jenseits der Prüfungsordnung und auch andere Bewegungsvorbilder gezeigt. Oftmals hilft es Lernenden, Erklärungen mal von anderen Lehrenden zu hören. Sinnvoll ist natürlich, dass ich als Unterrichtender ebenfalls an diesen Lehrgängen teilnehme. Dann weiß ich, wovon meine Schüler evtl. im nächsten Unterricht sprechen, und kann etwaige Fragen beseitigen.

Dann möchte ich noch auf deine Forderung der Zwischengürtel oder zum Überdenken der Prüfungs­ordnung eingehen. Im Kinderbereich mögen die Zwischengürtel durchaus Sinn machen, wenn ich als Lehrer nicht anders motivieren kann. An der Prüfungsordnung – ich gehe davon aus, dass du das Kyu-Programm meinst – sollte nicht weiter herumgebastelt werden, da hier eine gute Bewegungsbasis geschaffen wird, um mit der richtigen Ausbildung beginnen zu können. Leider fehlt vielen hier jedoch das richtige Verständnis der Ausbildungsstufen. Viele beginnen mit der Kunst, um den schwarzen Gürtel zu erreichen – dabei wird das Wort „Shodan“ (das Synonym für 1. Dan) jedoch als Anfängergrad bezeichnet. Hier habe ich lediglich mal den Fuß auf die erste Stufe des eigentlichen Weges gesetzt und kann nach erfolgreicher Bewältigung der „Basis­techniken“ mit der Feinarbeit beginnen.

Also lieber Leo, ich weiß, dass man manchmal in einer Zwickmühle sitzt, wenn man auf eine gewisse Anzahl von Schülern angewiesen ist, um das Dojo zu finanzieren. Aber als Lehrer sind wir in der Pflicht, unsere Schüler auch mal bis über ihre Grenzen zu fordern und auch zu fördern. Und ja – Schüler, die dafür zu weich sind, kehren dem Aikido den Rücken. Denen muss man aber auch klipp und klar sagen, dass sie dann auch im weiteren Leben vermutlich als Versager enden. Aber diese Entscheidung – ob ich ein Gewinner oder Verlierer sein will – muss der Schüler für sich alleine treffen. Wir Lehrer können da nur beraten und unterstützen – wenn das denn gewollt ist. Doch hier sind zuerst die Schüler in der Pflicht zu beweisen, dass sie unsere Zeit als Lehrende nicht verschwenden. 
 

Nix für ungut!

Thomas Walter,
Post-SV Nürnberg e.V.

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